Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
Liebe Zuschauer*innen,
noch vor allen anderen Corona-Hilfen, als die größte Herausforderung noch die Beschaffung von Toilettenpapier zu sein schien, habe ich vor allem ein Hilfsangebot insbesondere in meinen Social Media Kanälen wahrgenommen: Allerorten und durch verschiedene Akteure wurden die Nummern von Hilfetelefonen und die Kontaktdaten von Anlaufstellen häuslicher Gewalt verbreitet. Das war zentral, aus den Beobachtungen der Quarantäne in China und anderen asiatischen Ländern wussten wir, der Druck in einigen Haushalten wird jetzt immens werden. In einigen Fällen noch größer als unter Nicht-Pandemie Bedingungen ohnehin schon. Kurz vorher ist sicher jede*r, die regelmäßig den ÖPNV nutzt, die Kampagne „Gib dich nicht geschlagen“ der Landesfachstelle Männerarbeit aufgefallen.
Häuslicher und sexualisierter Gewalt etwas entgegenzusetzen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es ist eben keine Privatsache, was hinter der Wohnungstür geschieht, wenn es auf Gewalt, Missbrauch von Macht und Abhängigkeiten und im schlimmsten Fall auf Femizide hinausläuft. Mit dem Begriff Femizid wird beschrieben, was in der Zeitung oft euphemistisch als Beziehungsdrama erscheint, eine Frau wird von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet, weil sie eine Frau ist. Nicht selten sind auch die Kinder Opfer. Bei den sogenannten Ehrenmorden kann es auch die Schwester treffen.
Das etwas, was im Angesicht des Grundgesetztes und der Menschenrechte selbstverständlich sein sollte, dass die Würde und Unverletzlichkeit jedes Familienmitgliedes unverletzlich ist, auch in der BRD historisch erkämpfte Gesetzeslage ist, brauche ich Ihnen nicht zu erläutern. Umso wichtiger ist, dass das mit der Istanbul Konvention auch europaweit noch einmal ins Bewusstsein gerufen wurde. Damit solche Erklärungen nicht als Papiertiger und gut gemeinte Bekenntnisse enden, brauchen sie konkrete Umsetzung vor Ort – hier in der Kommune. Das Land kann dabei bei finanziellen Aufwendungen eingebunden werden. Es braucht Schutzräume für Opfer häuslicher und sexualisierter Gewalt – in den meisten Fällen Frauen. Es braucht aber auch gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Anerkennung für die Organisationen, die sich zivilgesellschaftlich für die Belange Betroffener engagieren.
Es gibt dafür auch einen Aktionstag: Der Orange Day am 25. November. Hinschauen, das Problem sichtbar machen und signalisieren, es ist nicht normal, du musst es nicht ertragen aber auch, es ist nicht deine Schuld sind zumindest erste Schritte, die wir alle leisten können.