Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Seit sechs Monaten leben wir in der Corona-Krise. Die Bedrohung durch das Virus hat zu den drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens in der Geschichte der Bundesrepublik und in der Geschichte Dresdens seit der Wende 1989 geführt. Die Wirtschaft hat den größten Einbruch seit der Wende erfahren mit teilweise existenzbedrohenden Auswirkungen für viele Menschen in unserem Lande. Die Corona-Krise ist noch nicht zu Ende, aber wir dürfen hoffen, dass wir das Schlimmste überstanden haben. Überstanden dank eines großartigen Zusammenstehens in der Gesellschaft und dank eines entschlossenen und umsichtigen staatlichen und kommunalen Handelns.
Der Blick auf die Corona-Krise darf uns aber nicht davon ablenken, dass wir schon seit Jahren und auf eine Zeit hinaus, in der Corona schon fast vergessen sein wird, in einer noch viel größeren Krise leben – der Klimakrise. Die Erderwärmung und die Veränderungen des Klimas schreiten rasch voran und wir können die Folgen auch in Dresden erleben – mit unerträglich heißen Sommertagen, mit absterbenden Bäumen aufgrund von Trockenheit, mit kontinuierlich sinkendem Grundwasserspiegel. Weltweit sind wir weit davon entfernt, das 1,5 Grad-Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung zu erreichen, auf das sich die Staaten dieser Erde auf der Pariser Klimakonferenz 2015 verpflichtet haben. Neueste Untersuchungen zeigen vielmehr, dass wir uns gegenwärtig weiterhin auf einem Pfad bewegen, der zu der Horrorvision einer 4 Grad-Erderwärmung zum Ende dieses Jahrhunderts führen wird – mit allen Folgen wie Überflutung weiter Landgebiete auch in Europa und Versteppung weiter Teile Deutschlands. Rasches Handeln zur Treibhausgasreduktion ist daher weltweit das erste Gebot der Stunde – daran ändert auch die Corona-Krise nichts. Der Klimawandel legt keine Pause ein.
Stattdessen gibt es aber derzeit eine Einstellung, die sagt, wir haben jetzt Wichtigeres zu tun. Wir müssen die Wirtschaft ankurbeln und dafür z.B. auch den Kauf von Autos mit Verbrennungsmotoren fördern. Haben wir nicht schon genug getan mit der Reduktion unserer CO2-Emissionen um mehr als 30% seit 1990? Sind jetzt nicht erstmal andere dran?
Sicher können wir in Deutschland nicht allein das Klima retten. Aber wir stehen nach wie vor in einer besonderen Verantwortung. Mit 10 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr sind wir nach wie vor einer der größten CO2-Emittenten weltweit. Wenn wir nicht entschlossen handeln, werden es andere erst recht nicht tun.
Dass wir entschlossen handeln können, wenn es darauf ankommt, hat uns die Corona-Krise gezeigt. Wirtschaftswachstum hatte plötzlich nicht mehr die erste Priorität. Die Menschen haben bewiesen, dass sie bereit sind, Verzicht zu üben und gravierende Einschränkungen ihres persönlichen Lebens zu akzeptieren, wenn es um das Leben und die Zukunft aller geht. Im Vergleich dazu sind die Veränderungen, die der Weg zur Klimaneutralität uns abverlangt, wesentlich geringer, ja sie schaffen sogar neue Lebensqualität.
Was können, was müssen wir dazu in Dresden tun?
- Wir müssen schneller mit dem Einsatz erneuerbarer Energien vorankommen. Das Solardachprogramm muss ausgeweitet werden. Wir haben in Größenordnungen städtische Dächer, die mit Photovoltaik-Anlagen bestückt werden können. Nach gut 10 Jahren haben sich diese Investitionen amortisiert.
- Unser städtischer Energieversorger DREWAG muss entschlossener als bisher den Weg zur Klimaneutralität beschreiten und entsprechend investieren.
- Wir brauchen einen Wärmeplan für die Stadt und müssen mehr investieren in die energetische Sanierung von alten Schulen, Kitas und anderen städtischen Gebäuden.
- Wir müssen die Bedingungen für den ÖPNV und Fahrradverkehr weiter deutlich verbessern, um den motorisierten Individualverkehr nachhaltig zu reduzieren.
- Wir brauchen mehr Grün gerade in überwärmten Stadtteilen, um das Stadtklima zu verbessern. Wir müssen mehr Grünanlagen schaffen, Straßenbäume pflanzen und Dach- und Fassaden–begrünung bei Neubauten erreichen.
Im Gegensatz zu dem, was manche meinen, sind unsere Handlungsmöglichkeiten groß. Sie erfordern allerdings auch, dafür eine ganze Menge Geld in die Hand zu nehmen. Was hier möglich ist im städtischen Handeln, hat die Corona-Krise in den letzten Monaten gezeigt. Es sollte uns ein Vorbild sein für die Bewältigung der noch viel größeren und länger wirkenden Krise des Klimas!
Vielen Dank!