Ganz oft hört man den Satz: Die Dresdnerinnen und Dresdner lieben ihre Straßenbahn. Das ist glücklicherweise nicht nur Hörensagen, sondern lässt sich alljährlich mit den Bestnoten im Kundenbarometer sogar im deutschlandweiten Vergleich handfest belegen. Selbst in Krisenzeiten wie vor allem im letzten Jahr durch die Coronapandemie halten die Kundinnen und Kunden dem Unternehmen die Treue und vergaben auch in der Sonderkategorie Krisenmanagement den ersten Platz an die DVB. Das ist eine ganz tolle Leistung und dafür möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Verkehrsbetriebe sehr herzlich danken!
Und die Dresdnerinnen und Dresdner lieben ihre Straßenbahn nicht nur, sie benutzen sie auch. Ein Fünftel aller Wege in Dresden wird mit Bahn und Bus oder auch Fähre und Schwebebahn erledigt. Diesen Anteil wollen wir nach unseren hier im Stadtrat gemeinsam selbstgesteckten Zielen in den nächsten 10 Jahren auf 25-30 % erhöhen.
Man kann es nicht oft genug betonen: Ein starker – und vor allem auch genutzter – ÖPNV ist das Rückgrat der städtischen Mobilität. Das kann man ganz einfach versinnbildlichen. In den langen Straßenbahnwagen, die aktuell unterwegs sind, gibt es 107 Sitzplätze und 153 Stehplätze. Auch im Berufsverkehr ist nicht jede Bahn komplett mit 260 Fahrgästen ausgelastet, aber wenn es 200 sind, ersetzt diese eine Straßenbahn im Extremfall mehr als 150 Autos, denn ein Dresdner Auto ist durchschnittlich mit nur 1,3 Insassen unterwegs. Grob überschlagen ist ein Auto 5 m lang, wenn man den Sicherheitsabstand nur zur Veranschaulichung mal unter den Tisch fallen lässt, erspart eine einzige Straßenbahn der Stadt im Berufsverkehr eine Autokolonne von 750 m Länge. Zusätzlich hält die Straßenbahn die Luft in der Stadt sauber und spart im Vergleich zum Autoverkehr sehr viel CO2.
Nun machte in der Zeitung der Bericht über ein Gutachten die Runde, das offenbar erhebliche Kürzungen des Angebots der DVB anregt, um den kontinuierlich ansteigenden Kostenbedarf zu decken. Die Linke schreibt schmissig „Gutachterirrsinn beenden“ – das möchte ich etwas differenzieren: Natürlich müssen wir darüber reden, wie wir das wichtige Nahverkehrsangebot für unsere Stadt erhalten und langfristig finanzieren können. Die DVB selbst haben sich, auch mit der Hilfe von Gutachtern, schon auf den Weg gemacht, Ursachen zu finden und Lösungen aufzuzeigen. Wichtig ist aber, dass Gutachterinnen und Gutachter von der Materie auch etwas verstehen. Mobilität und damit auch der öffentliche Personennahverkehr findet nicht mehr wie in den 80er Jahren statt, wir sind heute multimobil.
Insbesondere die häufig kritisierte Mobiwelt mit Carsharing, Bikesharing und (derzeit in Verbesserung befindlichen) App-Angeboten für Informationen und Ticketkauf ist der Schritt in die Zukunft – oder um genauer zu sein in die Gegenwart ganz vieler Nutzerinnen und Nutzer, die das ganz konkret nachfragen.
In einer Befragung in diesem Jahr gaben 30 % der Neuerwerberinnen einer Abo-Karte an, dass die Mobiwelt einen wichtigen Ausschlag gegeben hat, 10 % gaben dieses Angebot sogar als den Hauptgrund an. Wir wissen, dass die Einnahmen aus den Abotickets die wirtschaftliche Basis der DVB darstellen. Anreize zu schaffen, Kunden zu halten, und dazu gehört beispielsweise auch der Nachtverkehr, sind essentiell. Die Ausgaben für diese Angebote sorgen dafür, Kundinnen und Kunden ans Unternehmen zu binden. Wer hier die Axt anlegt, riskiert, dass Abotickets gekündigt werden. Das wäre vollkommen kontraproduktiv.
Geld sparen können wir, wenn wir den Ausbau des Angebots voranbringen und eben nicht Investitionen zurückhalten. ÖPNV-Beschleunigung führt zu Einsparung von Fahrzeugen je Linie und Umlauf und damit zu geringeren Personal- und Betriebskosten.
Auch wir haben einen Antrag eingereicht, den wir nach der Sommerpause hier beraten werden, um die Finanzierung der DVB auf solide Füße zu stellen. Guten und damit funktionierenden ÖPNV gibt es nicht umsonst und er dient nicht nur uns sondern auch dem Umland in unserer Metropolregion.
Was nicht geht, ist auf Kosten des Personals sparen zu wollen. Die Tarifbindung ist für mich sakrosankt, man muss wissen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den DVB häufig ohnehin schon aus Idealismus dort arbeiten, weil anderswo deutlich mehr gezahlt werden kann.
Im Deutschlandweiten Vergleich sind die DVB übrigens deutlich unter dem durchschnittlichen Defizit pro Fahrgast, was eine Kennzahl im ÖPNV ist, das heißt, andere Städte in Deutschland schießen sehr viel mehr Geld pro Fahrgast zu als Dresden.
Ich baue darauf, dass wir hier alle im Rat gemeinsam daran arbeiten, für eine stabile Finanzierung der DVB, wenn nötig auch außerhalb der Querfinanzierung in der TWD zu sorgen. Und damit möchte ich auf die Liebe der Dresdnerinnen und Dresdner zu „ihren“ Verkehrsbetrieben zurückkommen. Was man liebt, das ist einem auch etwas wert.