Grüner Stadtumbau ist dringlicher denn je

Dresden für kommende Hitzeperioden zukunftsfest machen

22.07.2022

Wieder ein heißer, trockener Sommer – nach 2018, 2019 und 2020 stöhnen die Menschen unter Temperaturen weit über 30° C, Böden trocknen aus, das Wasser wird knapp, die Ernteerträge sinken bedrohlich, Wälder brennen. Der menschengemachte Klimawandel hat Deutschland voll erfasst. Auch in Dresden spüren wir die Folgen. Mit 39,2 °C wurde Ende Juni hier die höchste bisher gemessene Temperatur erreicht. In der Neustadt und anderen dicht bebauten Stadtteilen sind die Nächte unerträglich heiß mit Temperaturen von teilweise mehr als 7° C über denen in der nahen Dresdner Heide. Arztpraxen und Krankenhäuser füllen sich mit Menschen, die hitzebedingt unter schweren Atem- oder Kreislaufbeschwerden leiden oder kollabiert sind. Die Arbeitsfähigkeit derjenigen, die nicht gerade Urlaub haben, ist deutlich gemindert.

Dr. Wolfgang Deppe, umwelt- und klimapolitischer Sprecher sowie Sprecher für Gesundheit der bündnisgrünen Stadtratsfraktion, fordert: »Da alle Prognosen besagen, dass es in den nächsten Jahren nicht anders sein wird, ja vielmehr noch schlimmer werden kann, müssen jetzt dringend Konsequenzen für die Stadtplanung gezogen werden! Die Bau- und Verkehrsplanung in Dresden hat die Auswirkungen auf das Stadtklima in den letzten Jahrzehnten sträflich vernachlässigt. Große Plätze wie der Altmarkt und der Postplatz sind Steinwüsten, die sich im Sommer stark aufheizen. Die Innenstadt wurde um den Neumarkt und Postplatz herum so stark verdichtet, dass es kaum noch Schneisen für die Frischluftzufuhr gibt.

Hier muss jetzt umgesteuert werden. Es müssen dringend weitere neue Grünflächen in dicht besiedelten Quartieren geschaffen und Bäume in der Innenstadt gepflanzt werden. Wir brauchen wirksame Kaltluftschneisen von den Höhen um die Stadt herum und aus dem Elbtal in die Stadt – dafür müssen auch Flächen von Bebauung freigehalten werden. Es müssen durchgängige Grünzüge erhalten und weitere geschaffen werden, auch um die biologische Vielfalt zu stärken, wie z.B. das Blaue Band im Dresdner Südosten. Die vielen leidenden kleineren Gewässer in Dresden müssen besser geschützt werden. Straßen- und Parkbäume müssen intensiver gepflegt und im Sommer bewässert werden, das muss im Haushalt abgebildet werden. Die Verwaltung muss endlich die bereits vom Stadtrat in Auftrag gegebene Begrünungssatzung vorlegen, um für Bauherren Pflichten zur Dach-, Fassaden- und Innenhofbegrünung zu schaffen. Wichtig ist, dass die Satzung dann auch vom Stadtrat beschlossen und nicht abgeschwächt wird. Zusätzlich könnte ein Förder- und Beratungsprogramm zur Begrünung dicht bebauter Stadtteile weitere Maßnahmen im privaten Bereich voranbringen. Wir brauchen noch mehr Trinkbrunnen und andere Möglichkeiten, um an kostenloses Trinkwasser zu kommen (z.B. in öffentlichen Gebäuden).

Dresden braucht für die Zukunft eine Planung der Wasserversorgung, die auch die großen Unternehmen im Dresdner Norden mit ihrem riesigen Wasserbedarf zu einem sorgsameren Umgang mit dieser knappen Ressource durch Wiederaufbereitung und lokale Wasserkreisläufe in die Pflicht nimmt.

Leider sind Ansätze zur Umsetzung dieser Maßnahmen im Entwurf des Oberbürgermeisters für den Doppelhaushalt 2023/24 nicht zu erkennen. Weiterhin werden die falschen Prioritäten gesetzt. So sind die notwendigen 2,7 Mio. Euro für die Vorfinanzierung des Blauen Bandes als wegweisendes Natur- und Klimaschutzprojekt ausdrücklich nicht enthalten, während beispielsweise für Aus- und Umbau der Margon Arena schlappe 34 Mio. Euro eingestellt wurden. Wer, wie Herr Hilbert, ›grüne Stadtteile‹ auf seinen Wahlplakaten fordert, der muss dafür auch die finanziellen Mittel in seinem Haushalt bereitstellen. Neben dem Klimaschutz mit dem raschen Umbau unserer Energieversorgung auf erneuerbare Energien muss jetzt der Stadtumbau hin zu einer klimaresilienten Stadt höchste Priorität bekommen. Die grüne Stadtratsfraktion wird dies bei den Haushaltsverhandlungen und darüber hinaus zu ihrem vorrangigen Ziel machen.«

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