Königsbrücker Straße: Warum Sanierung im Bestand keine Lösung (mehr) ist

Debatte im Stadtrat am 18.09.2025

Im Stadtrat nächste Woche wird ein Antrag abgestimmt, mit dem einzelne Stadträt*innen die kurz bevorstehende Sanierung der Königsbrücker Straße stoppen und eine Neuplanung erreichen wollen.  

Ihr Ziel: Eine Sanierung im Bestand. Warum es bei aller Sympathie für schmale Straßen und berechtigter Kritik an der aktuellen Variante keine gute Idee ist, den ganzen Prozess neu aufzurollen:  

  1. Politische MehrheitenUm den jetzt zur Umsetzung vorgesehenen Kompromiss wurde bis 2016 hart gerungen und es gab Zeiten, da sah es danach aus, als ob es auf eine vierspurige Stadtautobahn hinausläuft. Schaut man sich die aktuelle Entscheidung einer Mehrheit im Stadtrat zum Wiederaufbau der Carolabrücke an, wird einem klar, dass auch dieses Szenario wieder realistisch werden könnte, wenn die Entscheidung neu aufgemacht wird.
  2. Zeit: 2016 wurde die aktuelle Version mit 2 Spuren für Autos und einem eigenen Gleisbett für die Straßenbahn beschlossen, seit diesem Jahr liegt endlich der Planfeststellungsbeschluss vor, die Ausschreibungen laufen und nächstes Jahr kann es losgehen. Das ist auch dringend notwendig, denn aktuell ist der Zustand für keine Verkehrsart tragbar und die Leitungen und die Straßenbahngleise sind marode. Eine weitere Verzögerung durch Neuplanung erhöht das Risiko für kostspielige Reparaturen. Die Orientierung des Bauens am heutigen Bestand erfordert eine vollständige Umplanung der Straßen- und Gleisanlagen mit einem Zeitbedarf von mindestens einem Jahr. Da dabei nicht alle heutigen Gegebenheiten 1:1 wiederhergestellt werden können, ist ebenfalls mit planrechtlichen Betroffenheiten zu rechnen. Damit wäre ein neues Verfahren erforderlich. Und was das bedeutet haben wir gesehen. 
  3. Geld: Eine Sanierung im Bestand wäre nicht günstiger: Zum einen müssten in jedem Fall die kompletten Leitungen unter der Straße erneuert werden, zum anderen würden Fördermittel wegfallen, weil die Anforderungen dafür dann nicht  erfüllt sind (u.a. keine barrierefreien Haltestellten). Zusätzlich bestünde die Gefahr, dass die DVB die Fördermittel für die neuen Bahnen zurückzahlen müssten, weil sie dann auf den Linien 7 und 8 und damit einem großen Anteil des Netzes nicht einsetzbar wären.
  4. Mobilität für alle: Eine Sanierung im Bestand bedeutet keine barrierefreien Haltestellen – ein Problem für mobilitätseingeschränkte Menschen – und keine separaten Radwege, die gerade auf dieser Hauptachse wichtig wären. Wie schon oben geschrieben, könnten auch die neuen Straßenbahnen dann auf diesen Linien nicht eingesetzt werden, was bedeutet, dass die möglichen Kapazitäten nicht ausgeschöpft werden. Angesichts der Industrieansiedlungen im Norden müssen wir die Kapazitäten aber dringend ausbauen, damit der ÖPNV für den Arbeitsweg attraktiv bleibt. 
  5. Bäume: Ja, es ist richtig schlecht Straßenbäume zu fällen. Da die Leitungen, die dringend saniert werden müssen, aber so nah an den Wurzeln der Bäume liegen, geht die Verwaltung davon aus, dass diese auch bei einer Sanierung im Bestand keine Überlebenschancen hätten. Es werden neue Bäume gepflanzt werden, auch zwischen dem Albertplatz und der Schauburg, wo aktuell kaum Bäume stehen.  

Fazit:

Entgegen den Behauptungen wird die Köni nicht vierspurig ausgebaut: Die beschlossene Variante sieht 2 Spuren für Autos, separate Radwege und ein eigenes Gleisbett für die Straßenbahn vor. Im Abschnitt zwischen Post und Schauburg ist die städtebauliche Gestaltung gut, der Verkehrsraum schmal geplant.  

Wir sehen die Probleme der aktuellen Sanierungspläne, sie sind aus unserer Sicht nicht die optimale Lösung. Sie sind ein Kompromiss, der unter den Bedingungen der politischen Mehrheiten in Dresden sehr viel besser ist als vieles, was damals zur Debatte stand und heute drohen könnte, wenn der Stadtrat neu entscheidet.

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