Einzelhandel in Dresden
Der Einzelhandel in Dresden im Allgemeinen sowie der Einzelhandel in der Innenstadt Dresdens stehen nicht erst seit Corona unter großem Druck. Parallel zu Entwicklungen wie einem enormen Wachstum des Online-Handels aber auch steigenden Mietpreisen in allen Lagen sind über die letzten Jahrzehnte kontinuierlich zusätzliche neue Einzelhandelsflächen entstanden. So hat kaum eine andere Großstadt in Deutschland so viel Verkaufsfläche pro Kopf wie Dresden. Weitere Märkte in Größenordnung von 9.000 m², wie jetzt für Globus in der Friedrichstadt vorgesehen, lehnen wir deshalb ab.
Das eigens für Globus fortgeschriebene und derzeit in den Fachausschüssen des Stadtrats zu beratende Einzelhandels- und Zentrenkonzept sieht für die Friedrichstadt neben Elbepark und Kaufpark Nickern einen dritten komplexen Einzelhandelsstandort vor. Bei Globus geht es also nicht nur um einen etwas größeren Supermarkt, sondern um eine Shopping Mall, die im großen Maßstab Kaufkraft aus der Innenstadt abzieht. Keine drei Kilometer vom Altmarkt entfernt wird dieses Projekt deutliche Auswirkungen auf die Situation in der Innenstadt und den dortigen Leerstand von Ladenlokalen haben und sämtliche Bemühungen konterkarieren, die Innenstadt zu beleben.
Die komplexen Einzelhandelsstandorte zielen mit einem Überangebot kostenloser Parkplätze einseitig auf Kundengruppen ab, die mit dem Auto anreisen. Die Einkaufszentren erzeugen ein erhebliches zusätzliches Verkehrsaufkommen, verbunden mit allen allgemeinen Folgen von mehr Autoverkehr wie erhöhtem CO2-Ausstoß, mehr Lärm, längeren Rückstaus an Kreuzungen und einem erhöhten Unfallrisiko.
Überdies verschärfen neue Einzelhandelsstandorte den Fachkräftemangel bei regionalen Anbietern weiter und werben Arbeitskräfte von regionalen Unternehmen oder dem inhabergeführten Einzelhandel aktiv ab. Insgesamt ist der Fokus auf großflächigen Einzelhandel, weg von Versorgungsstrukturen „um die Ecke“, aus BÜNDNISGRÜNER Sicht eine schwerwiegende Fehlentwicklung der Nachwende-Stadtentwicklungspolitik.
Globus in Dresden
Das Unternehmen Globus versucht seit nunmehr 15 Jahren einen großflächigen Standort für Lebensmitteleinzelhandel in Dresden zu etablieren. Dazu kaufte die Holding aus dem Saarland Grundstücke am Alten Leipziger Bahnhof. Die BÜNDNISGRÜNE Fraktion im Dresdner Stadtrat hat das Vorhaben in dieser Größenordnung immer abgelehnt. Wir wollen für die Leipziger Vorstadt eine andere städtebauliche Entwicklung. Wir wollen ein gemischt genutztes Quartier mit Wohnen, Wirtschaft und Raum für die Kreativwirtschaft sowie einem hohem Grünanteil. Wir wollen Respekt für die besondere Geschichte des Ortes und keinen überdimensionierten Einkaufstempel. Der im Stadtrat eingebrachte Aufhebungsbeschluss für Globus am alten Leipziger Bahnhof scheiterte 2018 an den Stimmen von CDU, FDP, AfD und Teilen der Linken. Wir haben im Stadtrat deswegen einem Beschlussvorschlag zugestimmt, der die Stadtverwaltung beauftragte, einen alternativen Standort für Globus zu suchen. Der Vorschlag sieht nun ein Grundstück zwischen der Bremer und der Hamburger Straße in der Friedrichstadt vor.
Probleme in der Friedrichstadt
Auch in Dresden Friedrichstadt sehen wir die Ansiedlung eines Einzelhandelsunternehmens in der angestrebten Größenordnung sehr kritisch. Nicht nur, weil wir den Bedarf an weiteren Einkaufsflächen in Dresden und eine vorrangig auf das Auto ausgerichtete Einkaufskultur grundsätzlich infrage stellen.
Das Grundstück liegt in einem wichtigen und gut gelegenen Gewerbegebiet und sollte besser dazu verwendet werden, den Druck auf den Gewerbeflächenmarkt für Dresdner Unternehmen zu senken.
Die von Globus angestrebten Einkäufe pro Tag führen zwangsweise zu erheblichen Verkehrszuwächsen auf der Bremer Straße (B 6) und der Hamburger Straße (Konflikte von abbiegenden Fahrzeugen mit der Straßenbahn) sowie den ohnehin schon ausgelasteten Kreuzungen im Umfeld. Die verkehrlichen Auswirkungen, auch ausstrahlend bis zur Flügelwegbrücke bzw. den Einmündungen auf den 26er Ring rund um den Bahnhof Mitte, sehen wir als schwerwiegende – und vor allem bislang ungelöste – Probleme des Projekts an.
Unsere Forderung
- Keine Ausweisung von nicht integrierten Einzelhandelsstandorten
- Reduzierung der Verkaufsfläche auf 3.500 m², Nutzfläche insgesamt auf 5.000 m²
- keine Ausweisung als komplexer Einzelhandelsstandort im Einzelhandels- und Zentrenkonzept, kein dritter „Elbepark“
- Verkehrsanbindung für Kunden- und Lieferverkehr über die Bremer Straße
- Verlegung der Buslinie 68 auf die Bremer Straße
- Einrichtung von Radwegen an Hamburger und Bremer Straße
- Parkplätze flächensparend im Parkhaus statt auf Freiflächen
- Begrünung von Dach und Fassade in Kombination mit Photovoltaik
- Regenwassersammlung und Naturschutzausgleichsmaßnahmen auf dem Grundstück
- gemeinwohlorientierte Mehrfachnutzung der Fläche, beispielsweise durch Ateliers, Probenräume, Lagerräume für Kreative, lokales Handwerk oder ähnliche
Nutzungen zu sehr günstigen Mietkonditionen
Das Positionspapier Globusansiedlung in der Friedrichstadt zum downloaden
Stand: 24.03.2023