Rede zum Straßenbaumkonzept

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Kolleginnen und Kollegen,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

wir lieben es in Dresden Konzepte zu machen. Schöne Konzepte, gute Konzepte, interessant zu lesen. Wir haben ein Stadtentwicklungskonzept „Zukunft Dresden 2025+“, ein Integriertes Energie- und Klimaschutz-konzept, ein Radverkehrskonzept und auch ein Straßenbaumkonzept. Was wir nicht so gut schaffen, ist unsere Konzepte dann auch Wirklichkeit werden zu lassen.

So hat der Stadtrat 2009 ein Straßenbaumkonzept beschlossen, das vorsieht, die Zahl der Straßenbäume von damals 49.000 auf 77.000 zu steigern. Nun, bis heute haben wir es gerade mal auf etwa 55.000 gebracht. Wenn wir so weitermachen, dann sind wir im Jahr 2058 so weit.

Das Straßenbaumkonzept sieht vor, dass jede Hauptstraße von einer zweireihigen Baumreihe gesäumt sein soll. Wir sind weit davon entfernt. Jede Nebenstraße soll mit mindestens einer Baumreihe begrünt sein. Mehr als die Hälfte der Nebenstraßen besitzt aktuell jedoch gar keinen Baumbestand. Was die Angelegenheit noch schlimmer macht: in den letzten Jahren sterben in Größenordnungen in Dresden Straßenbäume ab, vor allem als Folge der Trockenheit im Rahmen des krisenhaften Klimawandels.

Bäume bereichern das Stadtbild enorm, kaschieren nackte Ziegel- und Betonfassaden und laden zum Verweilen ein. Eine Stadt ohne Bäume ist eine tote Stadt. Doch darüber hinaus helfen sie uns auch enorm, die Folgen der Klimakrise zu bewältigen. Sie binden Wasser und schaffen bei der Verdunstung eine deutliche Abkühlung in der Umgebung. Eine Baumgruppe führt noch in 300 m Entfernung zu einer messbaren Absenkung der Temperatur. Bäume halten durch Verwirbelung die Luft in Bewegung und können bodennahe heiße Luft zum Abstrom führen. Bäume absorbieren CO2 und tragen so zur Verminderung dieses Treibhausgases bei. Bäume binden auch andere Schadstoffe und Feinstaub und verbessern so die Luftqualität. Bäume tragen zur Bindung von Oberflächenwasser bei und helfen so, die bedrohlich absinkenden Grundwasserstände zu sichern. Und nicht zuletzt helfen sie bei der Erhaltung der stark bedrohten natürlichen Artenvielfalt bei Vögeln, Insekten und anderen Tieren.

Warum tun wir uns also so schwer, unseren Straßenbaumbestand entschlossen zu pflegen und zu mehren? Weil wir unser Geld lieber für andere Dinge ausgeben. Immer noch investieren wir lieber in Beton und Asphalt statt in Grün. Prestigeprojekte in dieser Stadt sind Bauprojekte. Neumarktbebauung, Narrenhäusel, Robotron-Kantine – um nur einige zu nennen. Die im aktuellen Haushaltsentwurf des OB vorgesehenen Mittel für das Straßenbaumkonzept decken hingegen bei Weitem nicht den Bedarf!

Dabei haben wir ein enormes Potenzial. Ohne Neuordnung im Straßenraum können laut vorliegender Fortschreibung schon 10.000 Bäume zusätzlich gepflanzt werden. Um das Ziel von 77.000 oder mehr zu erreichen, brauchen wir aber auch Veränderungen in der Straßenraumnutzung. Bäume müssen ein integraler Bestandteil des Straßenraums werden. Um die Vorgabe von einer Baumreihe in jeder Nebenstraße und zwei Baumreihen an jeder Hauptstraße zu erreichen, müssen ggf. auch Fahrbahnquerschnitte verändert werden. Auch bei den Gehwegbreiten müssen Bäume berücksichtigt werden. Der Umweltausschuss hat deshalb in seiner Beschlussempfehlung aufgenommen, dass auch bei Straßen mit Gehwegen unter 2,40 m Breite Ergänzungspflanzungen ermöglicht werden sollen.

Und was wir brauchen ist Geld.  Zur Realisierung der Nahziele (10.000 neu zu pflanzende Bäume) und zur Bestandserhaltung werden etwa 45 Mill. Euro notwendig sein. Aber was sind schon 45 Mill. Euro. Das ist etwa soviel, wie wir für die Sanierung des Fernsehturms inklusive Verkehrsanbindung ausgeben sollen.

Wir müssen endlich die richtigen Prioritäten in dieser Stadt setzen. Bitte tragen Sie deshalb bei den kommenden Haushaltsberatungen dazu bei, dass wir unser elementar wichtiges Straßenbaumkonzept endlich realisieren!

Vielen Dank!