Straßen und Plätze werden nach Personen benannt, um an sie zu erinnern.
Wir wollen mit unserem Antrag den Platz vor dem Dresdner Landgericht nach Marwa-El-Sherbini benennen – und ihrem tragischen Tod 2009 erinnern. An einen rassistischen Mord, in einem Gerichtsaal – in dem der wegen rassistischen Beleidigungen Angeklagte verurteilt werden sollte, in einem Gerichtssaal, in dem dieser Mann zum Mörder wurde.
Marwa El-Sherbini starb nach 18 Messerstichen, verblutete vor den Augen ihres Dreijährigen Sohnes, ihres Mannes, der selbst schwer verletzt wurde als er um Hilfe eilte. Sie starb mit einem ungeborenen Kind im Bauch, im Alter von 31 Jahren.
Es gibt viele Gründe, warum wir an Marwa El-Sherbini erinnern sollten. Sie war eine starke Frau. Sie widerspricht vielen Vorurteilen, die muslimische Frauen, die ein Kopftuch tragen, oft aushalten müssen. Sie war eine studierte Frau, die hier als Apothekerin gearbeitet hat. Sie war eine Frau, die die Werte unseres Grundgesetzes lebte. Als sie auf dem Spielplatz mit ihrem kleinen Sohn als „Islamistin“ und „Terroristin“ beschimpft wurde, nahm sie das nicht einfach hin. Sie erstattete eine Anzeige und stellte sich im Gerichtsaal der Situation erneut. Sie erinnert uns daran, dass Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ein alltägliches Problem ist. In unserer Stadt, auch heute, hier in Dresden. Es sind nicht nur Worte, es sind Bedrohungen, aus denen Taten werden können. Es ist der Versuch, Menschen einzuschüchtern, aus unserer Gesellschaft auszugrenzen.
Und es ist ein aktuelles Problem. Erst gestern haben wir über den Internationalen Gemeinschaftsgarten in Prohlis geredet, in den eine schwarzweiß-rote Patronenhülse gelegt wurde – die Farben des Dritten Reiches…
Seit fünf Jahren bin ich im Stadtrat und zu keinem Thema habe ich mich so oft geäußert, wie zum Alltagsrassismus in unserer Stadt. Manchmal scheinen meine Worte fast aufgebraucht. Aber auch daran, denke ich, erinnert Marwa-El-Sherbini uns. Sie erinnert daran, wie wichtig es ist, das Problem beim Namen zu nennen. Gemeinsam,
solidarisch dagegen zu stehen.
Sie mahnt uns, darüber nachzudenken, wie sensibel wir, die wir in Deutschland geboren sind, mit diesem Thema umgehen. Einige sind offen rassistisch, viele sind es unbewusst. Ich glaube, wir müssen mehr Menschen, die Rassismus erleben, zu Wort kommen lassen. Müssen Ihnen zuhören und verstehen, wo Rassismus im Alltag beginnt.
Es ist notwendig, unser Handeln – auch das staatlich, institutionelle Handeln – kritisch zu reflektieren. Wir haben kein Recht dazu, Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft anders zu behandeln. Und dennoch passiert es viel zu häufig. Menschen mit anderer Hautfarbe werden um ein vielfaches häufiger kontrolliert, das sogenannte Racial Profiling bei der Polizei. Was das
im Alltag bedeutet, merke ich erst, wenn mir People of Colour sagen, lass uns nicht im Café im Hauptbahnhof treffen, dann komme ich mit Sicherheit aufgrund der Kontrollen zu spät.
Rassismus ist ein Problem in unserer Gesellschaft!
Lassen wir es auf uns wirken. Hören wir auf, es zu relativieren. Lassen wir eine offene, ehrliche Debatte dazu zu, in der vor allem die Betroffenen zu Wort kommen, dann kann das ein Anfang sein für eine Veränderung.
Ich bitte um Unterstützung für unseren Antrag.