Rede zur Gemeinwohlökonomie

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, 
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte, 
sehr geehrte Gäste,  

Die Gemeinwohl-Ökonomie, ein „Wirtschaftsmodell mit Zukunft“, lässt die Extreme Kapitalismus und Sozialismus hinter sich. Als ethische Marktwirtschaft beruht sie überwiegend auf privaten Unternehmen, doch diese streben nicht in Konkurrenz zueinander nach Finanzgewinn, sondern sie kooperieren mit dem Ziel des größtmöglichen Gemeinwohls. 2010 erschien das Taschenbuch in dem Christian Felber seine Vision eines ethischen Wirtschaftsmodells beschreibt und eine Bewegung auslöste, die sieben Jahre nach der Gründung von mehr als 2300 Unternehmen und immer mehr Gemeinden, Hochschulen und Privatpersonen unterstützt wird. Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung sind dabei die zentralen Werte.  

Eines der prominentesten Unternehmen die sich der Gemeinwohlökonomie verpflichtet haben ist der Outdoor-Ausrüster VAUDEE mit 500 Beschäftigten und ihrer Geschäftsführerin Antje von Dewitz. Aber auch Banken wie die Sparda Bank München haben die Gemeinwohlökonomie zur Geschäftsgrundlage gewählt und bereits ihre vierte Gemeinwohlbilanz vorgelegt.  

Damit dürfte klar sein, dass es sich nicht um Träumereien von weltfremden Personen oder der Einführung des Sozialismus durch die Hintertür handelt, sondern um ein Wirtschaftsmodell, dass sehr gut zu den Forderungen der Fridays for Future Bewegung paßt. Laut einer Bertelsmann-Studie wünschen sich 88% der Menschen in Deutschland ein faireres Wirtschaftssystem.  

Mit unserem interfraktionellen Antrag wollen wir den Schritt, den bereits viele Kommunen und Gemeinden im Bundesgebiet gegangen sind, auch für Dresden tun und sowohl kommunale Unternehmen als auch Dresdner Privatunternehmen mit dem Wirtschaftsmodell der Gemeinwohlökonomie bekannt zu machen und perspektivisch deren Engagement für Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitbestimmung transparent zu machen und weiter zu stärken.  

Konkret schlagen wir dazu die folgenden Schritte vor:  

  1.        a)  die Durchführung eines Pilotprojektes zur Gemeinwohlbilanzierung von Eigenbetrieben der Landeshauptstadt Dresden und städtischen Beteiligungen auf freiwilliger Basis, 
  2.        b)  dafür notwendige finanzielle und personelle Unterstützung zur Verfügung zu stellen, sofern städtische Betriebe die Gemeinwohlbilanzierung wünschen. 
  3.        c) die Veranstaltung eines Fachtages zur Gemeinwohl-Ökonomie durch die Verwaltung für interessierte Unternehmen mit Vertreter*innengemeinwohlbilanzierter Unternehmen, Gemeinwohlberater*innen und -auditor*innen sowie der Landeshauptstadt,  
  4.        d) der Geschäftsbereich Bildung wird gebeten, Dresdner Schulen vorzuschlagen, an denen ein Pilotprojekt gestartet wird durch Projektarbeit mit den Schüler*innen eine Gemeinwohlbilanzierung der Schule zu erstellen. 

Mit diesen vorgeschlagenen Maßnahmen übernehmen wir als Stadt eine Vorbildrolle, geben aber auch Dresdner Unternehmen die Möglichkeit sich dieser mittlerweile weltweiten Bewegung anzuschließen und machen auch die heranwachsende Generation und damit zukünftige Fachkräfte und Unternehmer*innen mit diesem Wirtschaftsmodell vertraut.  

Diese Maßnahmen sollen alle auf freiwilliger Basis in den jeweiligen Unternehmen und Schulen stattfinden.  

Wir sind der Überzeugung, dass mit einem Wandel im Wirtschaftssystem auf der Grundlage ethischer Unternehmensziele und einer Hinwendung zu gemeinwohlfördernden Werten die Chance für eine bessere Welt wächst, die weniger auf Ressourcenausbeutung und Missachtung von Menschenrechten basiert.  

Ich möchte mit einem Zitat von Christian Felber beenden:  

„Unser jetziges Wirtschaftssystem steht auf dem Kopf. Das Geld ist zum Selbst-Zweck geworden, statt ein Mittel zu sein für das, was wirklich zählt: ein gutes Leben für alle.“  

Bitte stimmen Sie unserem Antrag zu.  

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit