Verwaltung gefährdet kulturelles Leben
August-Theater trotz Ratsantrag und Petition gekündigt
In der vergangenen Woche hat die Dresdner Stadtverwaltung den Mietvertrag des Pieschener Puppenspieltheaters AUGUST zum Jahresende gekündigt. Schon seit einigen Wochen kämpft das von Randi und Grigorij Kästner-Kubsch betriebene Theater im Pieschener Rathaus um seine Zukunft. Ursprünglich hatte die Stadtverwaltung im April 2019 zugesagt, den Fortbestand des Theaters auch nach den für 2021 geplanten Umbauarbeiten im Rathausgebäude zu sichern. Aufgrund von Planungsfehlern sollen die Räumlichkeiten des von 10.000 Gästen jährlich besuchten Theaters nun doch für Verwaltungszwecke genutzt werden.
Die Kündigung wurde trotz eines laufenden SPD/Grünen-Antrags zum Erhalt des Theaters und einer von fast 1.100 Menschen unterschriebenen Petition ausgesprochen. Dieses Vorgehen verwundert, hatte die Verwaltung in Beantwortung einer Ratsanfrage von SPD-Stadtrat Stefan Engel zugesagt, auch die eigentlich geplante Vergabe der Bauleistungen bis zur Entscheidung über die Zukunft des Theaters zu verschieben. Auch vom Hochbauamt zugesicherte Angebote für alternative Spielstätten liegen trotz gegenteiliger Zusagen bis heute nicht vor.
Aus Sicht der Stadtratsfraktionen von Grünen und SPD gefährdet die Stadtverwaltung mit diesem Vorgehen einen wichtigen Bestandteil des kulturellen Lebens in Pieschen. Am kommenden Mittwoch, dem 1. Juli 2020, wird die Petition zum Erhalt des Theaters im Petitionsausschuss des Stadtrates beraten. Zeitgleich behandelt der Bauausschuss den interfraktionellen Antrag „Erhalt des August Theater in Pieschen“ (A0077/20) in erster Lesung.
Dazu erklärt Stefan Engel, SPD-Stadtrat für Pieschen und baupolitischer Sprecher der SPD-Fraktion:
„Gerade nach den schweren Corona-Zeiten brauchen Kulturschaffende in Dresden Unterstützung. Beim August Theater passiert gerade das blanke Gegenteil. Mit der Kündigung des Mietvertrags ist der Fortbestand einer wichtigen Kultureinrichtung stark gefährdet. Die Stadtverwaltung hält nicht einmal gegebene Zusagen zur Suche nach alternativen Spielstätten ein. Ein vertrauensvoller Umgang schaut anders aus. Wir werden weiter für den Erhalt des Theaters am derzeitigen Standort kämpfen. Das Pieschener Rathaus muss auch nach der Sanierung ein Ort der Kultur bleiben. So wurde es dem Stadtbezirksbeirat 2019 versprochen.“
Kati Bischoffberger, Grünen-Stadträtin für Pieschen und Sprecherin für Bürgerbeteiligung der Grünen-Fraktion, ergänzt:
„Die Stadtverwaltung selbst hat angeboten, Künstler*innen und Kulturschaffende, die in städtischen Räumen untergebracht sind u. a. durch Stundung von Mieten zu unterstützen. Auch im Theater August hat das sehr gut geklappt, dann aber eine Kündigung auszusprechen ist schwer nachvollziehbar. Zumal es schon sehr interessante Ideen zu einer gemeinsamen Raumnutzung von Theater und Stadtbezirksamt gibt. In einer Zeit von knappen Ressourcen von Räumen, müssen neue Wege eingeschlagen werden, in dem Konzepte entwickelt werden, die durch Mehrfachnutzungen eine intensivere Ausnutzung von Räumlichkeiten möglich macht. Die Idee, den imposanten historischen Ratskeller als Bürgersaal und Theatersaal zu nutzen, sollte dringend geprüft werden.“
Interfraktioneller Antrag „Erhalt des August Theaters in Pieschen“ (A0077_20) sowie die Antwort zu der Anfrage „Zeitablauf Umbau Stadtbezirksamt Pieschen“ (AF0523_20).