Vieles richtig, manches fragwürdig
Grüne zum Restrukturierungskonzept für das Städtische Klinikum
Das gestern vorgestellte Konzept zur Restrukturierung des Städtischen Klinikums stellt ein sehr ambitioniertes Vorhaben dar. Richtig und zukunftsweisend ist die Bildung medizinischer Zentren für eine hoch leistungsfähige medizinische Versorgung. Richtig ist auch der Neubau eines Zentrums für psychische Gesundheit am Weißen Hirsch, um deutlich bessere Bedingungen für die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen zu erreichen. Richtig sind ferner die Verstärkung ambulanter und pflegerischer Angebote und der Ausbau des Sozialpädiatrischen Zentrums und des Zentrums für Menschen mit Behinderungen am Standort Trachau.
Dazu Dr. Wolfgang Deppe, Sprecher für Gesundheit: „Dennoch lässt das Konzept auch Fragen offen. Die komplette Schließung des Standorts Trachau als Krankenhaus für die stationäre Patientenversorgung bis auf eine Feigenblatt-artige Notfallversorgung mit 10 Betten wird weder im vorgelegten Konzept noch im Gutachten der Beratungsfirma EY ausreichend begründet.
So wichtig wie die weitere medizinische Spezialisierung ist, so unbestreitbar bleibt es auch, dass es nach wie vor viele Krankheiten gibt, die einer hochspezialisierten Behandlung nicht bedürfen, z.B. eine einfache Lungenentzündung, die medikamentöse Neueinstellung eines Diabetes, die Behandlung einer Blinddarmentzündung oder die nicht lebensbedrohlicher Knochenbrüche oder Wunden. Für diese Fälle erscheint der Fortbestand einer internistischen und chirurgischen Grund- und ggf. Regelversorgung am Standort Trachau mit 100 bis 150 Betten durchaus möglich. Damit würde die Versorgungsqualität des Städtischen Klinikums nicht geringer, sondern in der Fläche sogar noch besser werden. Der Verzicht auf eine solche Versorgung im Dresdner Norden stellt eine schwerwiegende Veränderung für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger dar, die der Stadtrat als deren gewählter Vertreter sich gut überlegen muss.
Wir fordern und beantragen daher, dass in einem Zweitgutachten die Frage geklärt wird, wie sich die Aufrechterhaltung einer internistisch-chirurgischen Grundversorgung am Standort Trachau im Verhältnis zur jetzt präsentierten Vorzugsvariante darstellt und ob und wenn ja in welcher Höhe dieses mit investiven und dauerhaften Mehrkosten für den Betrieb des Klinikums verbunden wäre.“
Sicher notwendige bauliche Sanierungen in Trachau werden aufgewogen durch dann wegfallende Neubauten in Friedrichstadt. Es sollte auch noch einmal beleuchtet werden, ob nicht durchaus auch eines der medizinischen Zentren am Standort Trachau angesiedelt werden könnte, z.B. eines für Kinderheilkunde und Geburtsmedizin, dass wenig Unterstützung durch die anderen Zentren in Friedrichstadt bräuchte.
Ferner sollte ein Zweitgutachten genauer den Horizont für mögliche Fördermittel klären, zu denen im vorliegenden Konzept nur sehr ungenaue Angaben gemacht werden. Es ist bei einem Gesamtvolumen von knapp 500 Millionen Euro für die weitreichenden Entscheidungen im Stadtrat sehr wesentlich, mit welchen Mitteln hier realistisch gerechnet werden kann.“