Stadtrat beschließt Verkehrsmanagementsystem

Sicherheit und Nachhaltigkeit müssen Vorrang haben

15.09.2022

· Förderung einer sicheren, nachhaltigen, sozialen und stadtverträglichen Mobilität
· Akteur*innen aus Rad- und Fußverkehr sollen beteiligt werden, um zu starke Fokussierung auf motorisierten Verkehr zu vermeiden
· muss ergänzt werden durch Maßnahmen wie die Neuaufteilung der Verkehrsflächen oder Verkehrsberuhigung

Der Stadtrat entscheidet in seiner heutigen Sitzung über den „Aufbau eines ganzheitlichen Verkehrsmanagementsystems“ (V1504/22).

Genauer gesagt, geht es um eine Erweiterung des bereits bestehenden Verkehrsmanagementsystems VAMOS, das über einen breiten Datenschatz vor allem von KfZ-Verkehr, aber auch eine Anbindung an Schnittstellen der DVB verfügt. Künftig sollen die Vernetzung mit der DVB vertieft und weitere Schnittstellen zu den Verkehrszentralen des Landesamts für Straßenbau und Verkehr, der Autobahn GmbH sowie den Zentralen von Polizei und Rettungsdiensten geschaffen werden.

Ulrike Caspary, Sprecherin für Rad- und Fußverkehr begrüßt die Ziele der Stadt für das Verkehrsmanagement: Förderung einer sicheren, nachhaltigen, sozialen und stadtverträglichen Mobilität.

Gleichzeitig mahnt sie: „Aktuell liegt der Schwerpunkt aus unserer Sicht noch zu stark auf dem motorisierten Verkehr. Um Verkehrswende und Klimaschutz voranzubringen, brauchen wir jedoch mehr Rad- und Fußverkehr und das lässt sich vor allem mit verbesserten Bedingungen für Radfahrende und Fußgänger*innen erreichen. Deshalb haben wir einen Ergänzungsantrag eingebracht, der eine stärkere Beteiligung lokaler Akteur*innen aus Rad- und Fußverkehr vorsieht. Ein wichtiges Ziel ist es, die viel zu hohen Unfallzahlen beim Radverkehr zu senken.“

Verkehrsmanagementsysteme nehmen mittels Sensoren und durch Kommunikation mit den Verkehrsteilnehmer*innen und ihren Fahrzeugen Informationen über den Verkehrsprozess und den Zustand des Verkehrssystems auf. Die so erfassten und gespeicherten Daten sind Grundlage für Prognosen und Informationsdienste zum Verkehrsgeschehen (bspw. das Elbebrückeninformationssystem). Vor allem Echtzeit-Maßnahmen (z.B. zur Einrichtung einer Umleitung anhand der aktuellen Verkehrssituation) werden mit Hilfe des Verkehrsmanagementsystems getroffen. Dabei wird z.B. die Routenwahl und das Fahr-Brems-Verhalten des Verkehrs als Verkehrsstrom beeinflusst. Ein Beispiel dafür sind die neuen Grüne-Welle-Hinweistafeln.

Die Grüne Verkehrsexpertin Birgit Jaekel erklärt: „Kritisch sehen wir den Vorrang von Zielen wie die „Leichtigkeit“ des Verkehrs und Funktionalitäten wie das Erleichtern der Parkplatzsuche oder die Wahl schnellerer Routen. Eine Verstetigung und Erleichterung des MIV wird nicht dazu beitragen, Menschen zur Nutzung des Umweltverbundes zu bewegen. Deshalb ist die Einsparung von Kraftstoff und die Verminderung der Emissionen solcher Maßnahmen als gering zu beurteilen.

Die Weiterentwicklung des Verkehrsmanagementsystems der Stadt muss den Strategien der Stadt dienen und darf nicht zum Spielball der Wirtschaftspolitik werden.

Sie muss ergänzt werden durch Maßnahmen wie die Neuaufteilung der Verkehrsflächen oder die Verkehrsberuhigung, um zum Beispiel Nebenstrecken für den Durchgangsverkehr unattraktiver zu machen. Damit können Ziele der Verkehrssicherheit und Nachhaltigkeit viel effizienter erreicht werden.“

Ulrike Caspary ergänzt: „Begriffe wie „smart city“, „Automatisierung“ und „künstliche Intelligenz“ dürfen bei aller Begeisterung nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stadt mit dem Verkehrsmanagement zu aller erst der Sicherheit und Nachhaltigkeit des Verkehrs verpflichtet ist.

Die bisher gefassten Konzepte und Strategien der Stadt (Klimaschutz, Luftreinhaltung) mit ihren definierten Zielen sollten die Strategieentwicklung der ITS-Strategie und des Verkehrsmanagements lenken. Dabei sollten die Ziele der Mobilitätsentwicklung (mehr umweltfreundliche Mobilität) unterstützt und langfristige Lösungen erarbeitet werden.“