Versuch macht klug

Wer einen Verkehrsversuch nach wenigen Stunden für gescheitert erklären will, lässt fachliches Wissen der Verkehrsplanung außen vor.

09.04.2024

Die Stadtverwaltung hat nach langer Vorbereitungszeit am Sonntag den Verkehrsversuch am Blauen Wunder gestartet. Die Dresdner GRÜNEN werben für Geduld bei der Bewertung der konkreten Auswirkungen.

„Wir GRÜNE wollen die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer verbessern. Das ist im Grunde genommen gar keine ‚grüne Idee‘, sondern eine Frage des gesunden Menschenverstands und gerechten Ausgleichs verschiedener Interessen“, erläutert Susanne Krause, Sprecherin für Mobilität der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Dresdner Stadtrat.

„Erwachsene Menschen berichten mir, dass sie in Dresden nicht Fahrrad fahren, weil sie sich auf unseren Straßen nicht sicher fühlen. Der selbstständige Schulweg mit dem Rad steht für viele überhaupt nicht zur Debatte, weil Eltern ihren Kindern aus Angst verbieten, das Rad zu nehmen. Das sind Zustände, die wir nicht hinnehmen wollen und wo wir an verschiedenen Stellen wie der Radroute Ost bereits spürbare Verbesserungen erreichen konnten“, stellt Krause klar.

„Es erfordert Mut, die komplizierte räumliche Situation am Blauen Wunder neu zu ordnen. Man muss sich klarmachen, dass dies die einzige Elbbrücke ganz ohne Radwege in Dresden ist. Der einstimmige Stadtratsbeschluss von 2001 für Radwege auf der Loschwitzer Brücke blieb unter der CDU jahrzehntelang liegen. Deshalb bin ich Baubürgermeister Stephan Kühn sehr dankbar, dass er jetzt endlich etwas ausprobiert, statt wie die üblichen Bedenkenträger immer nur zu sagen, was alles nicht geht. Oberbürgermeister Dirk Hilbert rechne ich hoch an, dass er ebenfalls hinter dem Verkehrsversuch seiner Fachverwaltung steht“, so Krause weiter.

In Bezug auf aktuell kursierende Forderungen aus dem politischen Raum kommentiert Susanne Krause: „Wer einen Verkehrsversuch nach wenigen Stunden für gescheitert erklären will, lässt alles fachliche Wissen der Verkehrsplanung außen vor. Das ist nicht seriös. Man muss den Leuten etwas Zeit geben, damit sich alle auf die neue Situation einstellen können.“

Damit ist nicht nur gemeint, dass der eine oder die andere nun vielleicht doch auf das Fahrrad oder E-Bike umschwenkt, sondern auch dass Routen großräumig anders gewählt werden oder Fahrten zeitlich verschoben werden. Schon wenn nur ein geringer Teil der Autofahrerinnen und -fahrer eine halbe Stunde früher oder später starten, kann das einen enormen Effekt für das gesamte Verkehrssystem haben.

„Solche Effekte kann man aber schwer prognostizieren. Deshalb gilt gerade an einer so komplizierten Kreuzung wie dem Schillerplatz: Versuch macht klug“, erklärt Krause.

„Jeder, der das Blaue Wunder kennt, weiß: Am ersten Tag nach den Schulferien ist hier immer extrem viel los, auch ohne Verkehrsversuch. Mein Eindruck ist, dass es bereits am zweiten Tag deutlich entspannter zuging. Bevor wir zu einer seriösen Bewertung kommen, beobachten wir die Lage weiterhin. Danach kann man auch besser beurteilen, ob Anpassungen insbesondere am Körnerplatz weitere Verbesserungen bringen könnten“, so Krause abschließend.

Hoffnung machte ihr außerdem der weitestgehend geräuschlos angelaufene Verkehrsversuch an der Flügelwegbrücke in Cotta.

Ansprechpartner*innen