Keine Geduld, wenn es um die Schwächsten geht

OB lässt Verkehrsversuch am Blauen Wunder abbrechen

16.04.2024

Der Oberbürgermeister hat heute festgelegt, dass der Verkehrsversuch am Blauen Wunder abgebrochen werden muss. Am 24.03.2023 hatte der Stadtrat diese Verkehrsuntersuchung für den Schillerplatz beschlossen – auf Antrag der CDU.

„Wir bedauern, dass wir in dieser Stadt nicht die Geduld aufbringen, den Verkehrsversuch fachgerecht abzuwarten. Die Staulängen hatten sich bereits erheblich verkürzt und es ist fachlich unstrittig, dass es länger dauert als eine Woche, damit der Verkehr sich neu sortiert“ so Susanne Krause, mobilitätspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

„Was uns nachdenklich stimmt ist, dass nach über 20 Jahren ohne irgendeine umsetzbare Idee für eine sichere Radverkehrsführung über die Loschwitzer Brücke keine zwei Monate Geduld da sind, um die unangenehme Situation zu verbessern. Andere Einschränkungen, beispielsweise bei Baustellen für Straßenbauarbeiten, werden sogar über deutlich längere Zeiträume hingenommen. Nützt es dem Radverkehr, werden Protestplakate aufgehängt“ so Krause weiter.

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN steht geschlossen hinter Baubürgermeister Stephan Kühn. „Er hat den Mut gezeigt, sich der Aufgabe anzunehmen. Dafür ist er angefeindet und bedroht worden. Das ist nicht hinnehmbar. Die jetzt am lautesten den Abbruch des Verkehrsversuchs gefordert haben, haben überhaupt keine Lösung für den Unfallschwerpunkt am Schillerplatz anzubieten. Noch schlimmer: Sie sehen im Status quo kein Problem.“

Die ersten Beobachtungen ordnet Dr. Wolfgang Deppe, Stadtrat für Blasewitz, mit einem gemischten Zwischenfazit ein: „Es ist in der kurzen Zeit noch nicht gelungen, den morgendlichen Berufs- und Schulverkehr so weit zu entzerren, dass sich die Reisezeiten auf das normale Maß eingependelt haben. Wir haben großes Verständnis für die Menschen, die jetzt im Frühverkehr besonders belastet waren. Hier stellte sich der Körnerplatz als Nadelöhr dar. Ich denke, es gäbe da noch Optimierungspotential. Die Pünktlichkeit der Busse der DVB ist uns sehr wichtig. Deutlich mehr Radfahrerinnen und Radfahrer als bisher haben hingegen das Angebot genutzt und sind gleichzeitig deutlich weniger häufig auf dem Fußweg gefahren. Das war ein Gewinn für die Fußgängerinnen und Fußgänger. Anders als ein bis zwei Stunden Stau am Morgen wirken die positiven Effekte rund um die Uhr.“

„Nach dem abrupten Ende müssen wir nun neue Wege finden. Wir werden uns jedenfalls gemeinsam mit dem Baubürgermeister weiter für eine gute Lösung für alle einsetzen”, so Krause abschließend. “Eine mögliche Maßnahme könnte die Einführung von Tempo 20 sein, um die Sicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer zu erhöhen. Für die nächsten Versuche, endlich durchgängige Radwege auf das Blaue Wunder zu bekommen, sollte eine großräumige Verkehrslenkung auf die extra dafür ausgelegten Brücken unbedingt berücksichtigt werden. Gleichzeitig brauchen wir einen weiteren Ausbau von Park&Ride-Angeboten des VVO.”
Hintergrund:
Das Blaue Wunder ist ursprünglich als Verbindung der Stadtteile Loschwitz und Blasewitz gebaut worden. Seine wichtigste Funktion ist die kleinräumige Verbindung der beiden Elbseiten. Für diese kurzen Strecken ist das Fahrrad optimal. In der bisherigen Situation konnte dieses hohe Potential aber nur schwer ausgeschöpft werden, wenn man aus Angst vor dem Verkehr lieber ins Auto steigt als aufs Rad. Viele Millionen Euro sind in den Bau der Waldschlösschenbrücke und der Sachsenbrücke in Pirna geflossen. Beide Brücken haben das prognostizierte Verkehrsaufkommen, für das sie ausgelegt wurden, noch lange nicht erreicht. Dabei ist der Bau der Waldschlösschenbrücke ausdrücklich mit der Entlastung des Blauen Wunders begründet worden.

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