Die explosive Entwicklung der Fallzahlen bei den Corona-Neuinfektionen in Sachsen und besonders in Dresden ist erschreckend und beängstigend. Mit zuletzt 382 Neuinfektionen an einem Tag und einer 7-Tage-Inzidenz von 285 liegt Dresden bei Weitem über dem Bundesdurchschnitt und hat eine mehr als zweieinhalbfach so hohe Inzidenz wie Leipzig.
Dabei handelt es sich nicht immer um harmlose Verläufe. Ähnlich wie im letzten Jahr müssen viele, auch junge Menschen im Krankenhaus behandelt werden, sodass dort die Betten wieder knapp werden. Wir nähern uns damit einer Situation, die im letzten Jahr erst ein paar Wochen später eintrat. Die Kapazitäten dort werden knapp und es steht bald nicht mehr genügend Pflegepersonal für die Betreuung zur Verfügung, u.a. weil viele Pflegekräfte aus Erschöpfung nach dem letzten Corona-Winter dort nicht mehr arbeiten wollen. Zudem werden die Fälle in Kitas und Schulen nach den Herbstferien deutlich ansteigen. Bei dieser Explosion der Fallzahlen kann auch das Gesundheitsamt inzwischen nicht mehr mit der Nachverfolgung und Quarantäne-Kontrolle nachkommen.
Dazu erklärt Dr. Wolfgang Deppe, Sprecher für Gesundheit und Krankenhäuser der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat:
»Hauptursächlich für die bedrohliche Lage ist die niedrige Impfquote in Sachsen, das nach wie vor das traurige Schlusslicht unter allen Bundesländern darstellt. Nichtgeimpfte tragen entscheidend zur weiteren Verbreitung der gefährlichen Delta-Variante des Virus bei und gefährden damit nicht nur sich selbst, sondern Leib und Leben anderer Menschen. Es ist damit nur zu begrüßen, wenn seitens der sächsischen Staatsregierung jetzt schärfere Zugangsbeschränkungen zu öffentlichen Einrichtungen, Geschäften und Veranstaltungen, unter Umständen auch im Sinne einer 2G-Regelung (Kinder und Jugendliche ausgenommen), erwogen werden.
Angesichts dieser gefährlichen Lage fordern wir den Oberbürgermeister auf, mehr für die Pandemie-Eindämmung zu tun. Dazu gehört, dass die Impfangebote noch einmal verstärkt und noch zugänglicher werden. In Gemeinschaftseinrichtungen muss mehr getestet werden, z.B. auch mit den hochsensitiven und effektiven PCR-Pooltests (Lolli- und Gurgel-Tests). Ferner darf sich die Stadt nicht, wie zu lesen ist, gegen vom Land geplante schärfere Zugangs- und Kontaktregelungen sperren, weil sie meint, diese nicht kontrollieren zu können.
Vielmehr muss der Oberbürgermeister durch entsprechenden Personaleinsatz und -aufstockung für häufigere und effektivere Kontrollen sorgen. Im Gesundheitsamt muss weiteres Personal zur Nachverfolgung und Quarantänekontrolle eingesetzt werden, auch durch Abordnung von Landesbediensteten und Bundeswehrsoldaten. Darüber hinaus dürfen die bevorstehenden Weihnachtsmärkte nicht zu Virusschleudern werden. Der Zugang zu den Märkten muss reglementiert und kontrolliert werden durch eine konsequente 3-G-, bei weiterer Explosion der Fallzahlen auch 3G+ (tagesaktueller PCR-Test) oder 2G-Regelung und durch entsprechende Eingrenzungen. Anders können die Weihnachtsmärkte überhaupt nicht verantwortlich für die Gesundheit der Bevölkerung durchgeführt und müssten wie im letzten Jahr abgesagt werden. Es gibt sehr viel zu tun für OB Hilbert.«