»Sozial aus der Krise!«

Anhörung zum interfraktionellen Antrag zeigt Bedarfe auf

11.11.2021

Interfraktionelle Pressemitteilung der Fraktionen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, DIE LINKE und SPD im Dresdner Stadtrat

Die Fraktionen Bündnis 90/DIE GRÜNEN, DIE LINKE und SPD haben einen gemeinsamen Antrag eingereicht, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie vor allem im Sozial- und Jugendhilfebereich in den Fokus zu rücken (A0200/21). Hierzu fand am 10. November 2021 eine öffentliche Anhörung statt. Ziel des Antrags ist es, die bestehenden Strukturen sozialer Einrichtungen und Angebote auf ihre Belastbarkeit während der Krise und der sicher noch auf längere Sicht anhaltenden Folgewirkungen zu prüfen sowie ggf. auf neue Bedarfe hin auszurichten.

Manuela Scharf, die Seniorenbeauftragte der Stadt Dresden, stellte das Statement der Beauftragten der Landeshauptstadt Dresden »Was lernen wir in Dresden aus unserem Umgang mit der Corona-Pandemie? Corona Lessons Learned« vor. Als weitere Sachverständige berichteten u. a. Heidi Hemman (Straßensozialarbeit, Team Safe Dresden), Frau Haubold (Beraterin Seniorenarbeit DPDV) und Frau Bindrich (psychologische Beratung für Frauen im *sowieso* Frauen für Frauen e.V.) von Ihren Erkenntnissen aus der Beratungsarbeit.

Diese Erkenntnisse ziehen die sozialpolitischen Sprecher*innen der drei Stadtratsfraktionen aus der Anhörung:

Tina Siebeneicher (GRÜNE)
»Die Straßensozialarbeiter*innen waren in den Monaten der Kontaktbeschränkungen und aufgrund des Notbetriebs von sozialen Einrichtungen für Hilfesuchende die erste und oft wichtigste Anlaufstelle. Die Investitionen der letzten Jahre u. a. in die mobile Jugendarbeit und Straßensozialarbeit für Erwachsene haben sich ausgezahlt. Hier darf auch in Zukunft nicht gespart werden. Für Wohnungslose wurden in der Pandemie die Kapazitäten der Notunterbringung erweitert, dennoch stellte die Verdrängung aus dem (halb-)öffentlichen Raum Dresden vor neue Herausforderungen. Ich denke, wir sollten vor diesem Hintergrund den Bedarf an Tagestreffs noch einmal diskutieren. Positive Effekte der Corona-Pandemie sollten erhalten werden. Das betrifft vereinfachte Antragsverfahren für Leistungen beim Jobcenter und dem Sozialamt oder die flexible Umgestaltung von Angeboten. In der Jugendarbeit fanden beispielsweise mehr 1:1-Beratungsgespräche bei einem Spaziergang statt und neue Zielgruppen wurden durch neue digitale Angebote erreicht. Corona hat viele Menschen – jung wie alt – an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht und Einsamkeit verstärkt. Es braucht akute Hilfsangebote und Notfall-Sprechstunden bei den sozialpsychiatrischen Diensten der Stadt, in der Suchtberatung, aber auch für überforderte Familien. Mittel- und langfristig muss geprüft werden, wie die Stadt dem höheren Beratungsbedarf in den sozialen Diensten gerecht werden kann.«

Pia Barkow (DIE LINKE)
»Die Expert*innen haben sehr eindringlich geschildert, dass die Belastungen durch die Krise noch lange nicht aufgehört haben und dies zu einer massiven Zunahme an psychischen Belastungen und Problemen geführt hat. Es braucht hier einen Ausbau von Strukturen, um Menschen auffangen und unterstützen zu können.«

Vincent Drews (SPD)
»Die Anhörung hat deutlich gezeigt, dass die Corona-Pandemie ein Belastungstest für unsere Gesellschaft, aber auch für unsere Hilfestrukturen ist. Dabei wurden in den vergangenen eineinhalb Jahren die Grenzen oft erreicht, manchmal überschritten. Probleme wie Überforderung, Hilflosigkeit, Vereinsamung aber auch Gewalterfahrungen haben in der Pandemie zugenommen. Gleichzeitig waren Hilfen schwerer zu erreichen, weil Kontaktbeschränkungen und Schließungen notwendig wurden. Diese Schilderungen der Expert*innen zeigen gut, dass eine Auswertung der Veränderungen durch Corona in Dresden unbedingt notwendig ist und der gemeinsame Antrag von Grünen, Linken und SPD den richtigen Weg geht. Nur so können wir gestiegene Bedarfe entdecken und ausgleichen sowie Fehler der vergangenen Monate nicht wiederholen. Die Expert*innen haben dafür viele gute Anregungen gegeben, die wir weiterverfolgen werden.«

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